Urzeln in Franken sind gefragte Gruppe für Umzüge
Zweiter Platz im Nürnberger Fastnachtszug sicher

Nur die Schembartgesellschaft, alter Nürnberger Traditionsverein, läuft im „ältesten Fastnachtszug der Welt“ in Nürnberg vor den Urzeln. Sie tragen Hellebarden und „schöne Bärte“ und führen während des Umzugs ihre traditionellen Tänze vor, während die grausigen Urzeln ihre Peitschen schwingen und ihre Schellen klingen lassen, so dass man sie von weither hört. Zahm werden die Urzeln nur, wenn Yvonne Langer, die Reifenschwingerin, zu den Akkordeonklängen von Alfred Untch ein mit Rotwein gefülltes Glas durch die Luft wirbelt: Dann knien die Urzeln nieder, so dass die Zuschauer sehen und staunen können.
Ohrenbetäubende Knaller beeindruckten auch am 19. Februar die mehr als 50.000 Zuschauer und Zuschauerinnen, die trotz angesagter gelegentlicher Regenschauer am Straßenrand standen. Fröhlich spielten die Urzeln mit dem Publikum, liebevoll wurden die Kleinsten beim Erschrecken mit Handschlag oder Winken getröstet. Herrlich, dass die Umzüge wieder stattfinden konnten!
Im Haus der Heimat (HdH), wo sich die Urzeln trafen, freute man sich sehr über den Nachwuchs, von denen einige den langen Weg durch die Nürnberger Altstadt nur im mitgeführten Handwagen durchhalten konnten. Das Knallen im U-Bahn-Schacht machte ihnen nichts aus. Mitgeführt wurden wieder Krapfen der Bäckerei Ludwig, um sie traditionsgemäß an Zuschauer zu verschenken. Bei der gemeinsamen Fahrt mit der U-Bahn zum Aufstellplatz gab es zum ersten Mal Protest seitens der Mitfahrer/innen: Eine aufgebrachte Dame schimpfte lauthals, weil ihr kleiner Hund, den sie an sich drückte, Angst vor unseren lauten Schellen hatte…
Nach dem Umzug kehrten die Urzeln ins HdH zurück, um das Urzelkraut zu genießen, das einige Helfer am Vortag gekocht hatten. Für diese Helfer wurde freilich vor dem Haus noch kräftig geknallt, ebenso für die Ehrengäste, darunter Werner Henning, der neue Vorstandsvorsitzende des HdH. Nach dem Essen wurden einigen langjährigen Helferinnen mit dem Urzelbuch der HOG Agnetheln gedankt und das neu getraute Urzelpaar mit ein paar Versen willkommen geheißen: Chris Kießig aus Sachsen hat unsere Urzeldame Evelyn Roth geheiratet und konnte (oder musste?) vorher schon knallen. Aber nicht nur er wurde getauft, sondern auch die drei Kleinsten im Verein, die tapfer im Umzug mitgemacht hatten, die an der Hand einer Vertrauensperson zur Urzeltaufe antraten und den Urzelspruch in ihrer jeweiligen Kindersprache buchstabierten, weil noch so sehr klein: Elvis (5) und Cassandra (3) Roth aus Nürnberg sowie Lukas Pelger (knapp 3) aus Roßtal.
Die Wochen davor hatten die Urzeln mehrere Ortschaften unsicher gemacht: neben Hersbruck und Hilpoltstein auch Wolframs-Eschenbach und Thalmässing. Nun werden sie immer öfter angesprochen und zu weiteren Umzügen eingeladen wie z.B. zum 40. Jubiläum der Abenberger Hexen am 13.01.2024. Für die Organisation solcher Umzüge haben sich dankenswerter Weise neben Maja Gerstacker-Roth auch Evelyn Kießig und Uwe Kamilli bereiterklärt, alle drei begeisterte Bewahrer der Urzeltradition. Hirräi!!!
Ich danke ganz besonders ihnen, aber freilich auch allen anderen Urzeln, die unseren alten Brauch aktiv pflegen.
Doris Hutter
Stabübergabe in Hilpoltstein
Urzeltradition in guten Händen
Stabübergabe in Hilpoltstein

Zum 5. Mal liefen heuer die Urzeln am 22. Januar nach dem köstlichen Urzelkraut im Haus von Karin und Dietmar Roth im Fastnachtszug der Stadt Hilpoltstein mit, wo sie zünftig knallten und manche Zuschauer erschreckten, viele andere jedoch erfreuten. Nachher ging es wieder zurück zum gemütlichen Teil des Urzeltages. Und dann kamen die Neuerungen.
Es läuft wie geschmiert bei den Roths in Hilpoltstein. Karin und Dietmar richten das Quartier her und besorgen oder backen einen Teil der Verpflegung, Maja Gerstacker-Roth und Evelyn Roth kochen das Urzelkraut und backen für den Kaffee-Tisch, eine Oma backt Brot und alles schmeckt wunderbar. So hat Doris vorgeschlagen, dass der Urzeltag in Hilpoltstein ganz in die Organisation von Maja und Dietmar übergehen soll. Maja (übrigens prima Knallerin) übernimmt auch den bürokratischen Teil der Organisation, Dietmar als Hausherr (und super Knaller) übernimmt noch die Urzeltaufe, die auch gleich geübt wurde: Urzeln, die zum ersten Mal in Hilpoltstein mitliefen, mussten den berüchtigten Spruch aufsagen und bekamen mit der Peitsche auf den Hintern. Einstimmig wurden die neuen Zuständigkeiten mit lautem Hirräii bekräftigt und darauf angestoßen. Doris übergab Maja die Kasse und Formulare, mit denen auch forthin ein Zuschuss im Haus der Heimat und beim Verband der Siebenbürger Sachsen, KV Nürnberg beantragt werden kann. Damit liegt das Schicksal des Urzeltags in Hilpoltstein in guten Händen von begeisterten Urzeln.
Ich wünsche dem Urzeltag in Hilpoltstein eine ganz lange Tradition und danke allen Urzeln, die unseren Brauch aktiv pflegen. Auch freue ich mich über den besonderen Zuwachs aus Hilpoltstein: Chris, ein waschechter Sachse aus Sachsen, hat sich in eine Urzeldame verliebt und ohne Zucken den für ihn genähten Urzelanzug angezogen sowie die Peitsche schwingen gelernt. Das macht Freude und Zuversicht für die Zukunft! Hirräi!
Doris Hutter
Urzeln am 50. Hirtentag in Hersbruck
„So ein schöner Brauch!“
Urzeln am 50. Hirtentag in Hersbruck bewunderte Knaller
Laut, furchterregend, derb, alt ist der Urzelbrauch. Was er so schön dran findet, verrät der Sohn des letzten Stadthirten von Hersbruck, Hermann Schmitt, erst später.
Seit 30 Jahren ist Hermann Schmitt die Seele des jährlichen vom Hirtenmuseum organisierten Hirtentages. Am 6. Januar 2023 beim 50. Jubiläum hören wir seinen Hirtenprolog noch bevor Bürgermeister Robert Ilg und Bezirkstagspräsident Armin Kroder ihre Grußworte sprechen. Danach tritt er vor die Gäste, die sich vor dem Deutschen Hirtenmuseum versammelt haben, macht sich Platz und schwingt seine traditionelle Ringelpeitsche, er nennt es „patschen“, mit Ehrfurcht und großer Hingabe. Auch ist es dem 78-Jährigen endlich gelungen, einen jungen Mann und eine junge Dame zu finden, die das Knallen gelernt haben. Ein gebürtiger Ungar unterstützt sie. Man erfährt von Museumsleiterin Ingrid Pflaum Einiges aus der Geschichte des Museums, es erklingt der Hersbrucker Hirtenruf durch den Musiker und Instrumentenbauer Robert Vogel auf seinem selbstgebauten original fränkischen Langhorn und man lauscht fasziniert den „Vogelhörnern“, eine Bläsergruppe des Robert Vogel.


Und dann zeigen die zum Jubiläum eingeladenen Urzeln ihr Können: erst Maja Gerstacker-Roth als Urzeldame, danach Martin Faff, Manfred Kellner, Heinz Oczko-Theiss, Dietmar und Robert Roth. Das Publikum staunt und klatscht, die Urzeln sind nicht zu bremsen. Da tritt Hermann Schmitt zu den Urzeln und knallt mit. Ab da sind sie unzertrennlich, der Hirtensohn und die Urzeln! Bei den weiteren zwei Auftritten im Lauf des Tages vermischen sich die Grenzen, die Knaller werden eine Gemeinschaft, in der vor dem Publikum Peitschen getauscht, einzeln oder synchron aufgetreten wird. Gemeinsam wird Glühwein getrunken, man wird beste Freunde.
Das Museum ist interessant, man kann auf Kamelen reiten, Jodeln hören oder lernen, Holzfiguren, Wolle o.Ä. kaufen, Fotos mit den Gästen machen und von Siebenbürgen erzählen. Doch nichts kann die Freude übertreffen, die der Hirtensohn ausstrahlt, da er Gleichgesinnte gefunden hat, die auch Spaß am Peitschenknallen haben. Was er dabei am schönsten findet, ist das In-die-Peitsche-Nehmen von Zuschauer/innen, mit dem die Urzeln der betreffenden Person die Ehre erweisen (Das ist ein ganz alter Fruchtbarkeitsbrauch). Diesen Brauch probiert Hermann Schmitt sofort aus und wirft die Peitsche um mich, wir machen ein kleines Tänzchen. „So ein schöner Brauch!“ ruft er freudig. Welch schöner Auftakt in die Fastnachtszeit!
Doris Hutter
Video-Bericht zum Urzelnlauf in Agnethlen
Die Juniorbotschafterin und der Juniorbotschafter des DFDH waren letzte Woche beim Urzellauf in Agnetheln und haben einen kleinen Beitrag über ihren Besuch zusammengestellt.
Quelle: Facebook Seite „Forum Hermannstadt“
Kulturpreis 2022 für Geretsrieder Urzeln
Hier geht es zum Beitrag der Siebenbürger Zeitung:
https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kreisgruppen/23172-kulturpreis-2022-fuer-geretsrieder.html